In einer Wertschöpfungskette läuft kein Prozess für sich alleine, sondern ist abhängig von Dutzenden, manchmal Hunderten anderen. Diese Abhängigkeiten sind oft so komplex, dass das Ändern kleiner Teilprozesse große Auswirkungen – und oft Nebenwirkungen – haben kann. So wird das, was ein schlankes, wendiges Unternehmen eigentlich ermöglichen soll, schnell zur Innovationsbremse, auch wenn es „nur“ darum geht, bestehende Prozesse an aktuelle Realitäten anzupassen. (Die Schnellschusstaktik, „mal eben schnell“ einen Parallelprozess aufzusetzen, kann kurzfristig helfen. Dann wünschen wir viel Erfolg dabei, ihn später mit Gezappel und Geschrei in die Prozesslandschaft zu integrieren.) Komplexität kann man managen; schwierig wird es, wenn die Prozesslandschaft zu kompliziert wird: Hier noch eine Sonderlocke, und da noch einen manuellen Workaround, und schon verliert man den Überblick. Zusätzlich führt „Waste,“ also Nacharbeiten, unproduktive Rüst- oder Liegezeiten etc. zu zusätzlicher, oft schwer zu planender Kompliziertheit.
Die größere Schwester der Komplexität und Kompliziertheit ist die Fehleranfälligkeit. Am anfälligsten sind vor allem Medienbrüche, also z. B. die Stellen im Prozess, an denen er von der digitalen in die analoge Welt übergeht. Und dort sind – ohne böse Absicht – Menschen die größten Schwachstelle. Wie oft schon kam eine Lieferkette ins Stocken, weil Formular 78-F beim Kunden vergessen wurde? Wie häufig fehlen wichtige Informationen, weil jemand aus vermeintlich besserem Wissen einen Teilprozess übersprungen hat?
Digitale Transformation bedeutet auch, uns von Computern so helfen zu lassen, dass wir weniger wissen müssen. Wenn sehr komplexe digitale Prozesse also reibungslos laufen sollen, dann dürfen sie – im Ablauf – vom Menschen gar nicht mehr komplett durchschaut werden können. Das geht jedoch nur, wenn wir uns auf die korrekte Ausführung jederzeit verlassen können. Es ist wie mit Ihrer Projektplanungssoftware: Alle Meilensteine im Kopf zu behalten muss gar nicht möglich sein, weil Projektsoftware inzwischen sicher und zuverlässig genug ist, alle Beteiligten rechtzeitig an Deadlines zu erinnern und ggf. eigenständig umzuplanen.